„Canada made me do it“ – dieser Schriftzug steht auf einer Tasche, die ich in Vancouver kaufte. Vor zwölf Jahren. Kanada ließ es mich tun, Kanada machte es möglich. Dieser Satz ist so wahr. Kanada machte mich zu der Autorin, die ich heute bin.
Und nun werde ich zurückkehren nach Kanada, an die Orte, an denen ich mein erstes Buch schrieb. An denen ich Freunde fürs Leben fand, die mich inspirieren und unterstützen.
Von Zweifeln zu Selbstbewusst
Schon als Kind wollte ich Schriftstellerin werden. Geschrieben habe ich eigentlich schon immer. Ich habe es nur keinem erzählt. Vor 15 Jahren, als ich noch in Stuttgart lebte und in einem Café arbeitete, kämpfte ich mit vielen Selbstzweifeln. Ist mein Schreiben gut genug? Ich habe weder Germanistik noch Linguistik studiert. Aus irgendeinem Grund hatte ich diese Ansicht, dass man studieren müsste, um zu schreiben. Meine Rechtschreibung damals war in meinen Augen unterirdisch. Meine Sätze primitiv. Wenn ich erzählte, dass ich ein Buch schrieb, bekam ich Reaktionen wie: Hast du schon einen Verlag? Davon kann man aber nicht leben.
Als ich mich dann auf meine Reise quer durch Kanada machte, veränderte sich alles. Schüchtern erzählte ich einer Bekanntschaft im Zug von Vancouver nach Toronto, dass ich ein Buch schrieb. „Good for you!“, sagte die Frau und strahlte mich an. Sie schrieb auch ein Buch, erzählte sie. Bis heute mag ich diesen optimistischen „Good for you“-Ausdruck, der wörtlich übersetzt „schön für dich“ bedeutet, aber das trifft es nicht. Es ist eine aufrichtige Freude für den anderen. Das mag ich so an den Kanadiern. Schnell fand ich in Kanada andere Schreibende und eine Creative-Writing-Class. Niemand fragte nach einem Studium. Und ich bekam Selbstbewusstsein. Ich fand zurück zur Version von mir, die unbeschwert schreibt. Und es allen erzählt. Sich nicht beirren lässt von ihren eigenen Ansichten oder den Meinungen der anderen.
Schreiben unterwegs
Und ich entdeckte meine Inspiration. Das Unterwegssein, Schreiben unterwegs, Eindrücke sammeln und daraus Geschichten spinnen. Stundenlang im Café sitzen und vor mich hinschreiben. Ohne Verlag, ohne Zeitdruck, einfach nur schreiben. Im Alltag geht das oft unter. Hier mal ein Kapitel überarbeiten, da mal einen Text raushauen. Aber die tiefe Beschäftigung und Muße oder die Begeisterung, die mich trifft, wenn ich eine neue Idee habe … ich sprudele dann über vor Ideen. Und will alles aufschreiben.
„Canada made me do it.“ Noch immer. Nun reise ich wieder nach Vancouver, Whitehorse und mache einen zweitägigen Abstecher nach Seattle, das für mich praktisch zu Kanada gehört, gefühlt. Dort werde ich für ein neues Buch recherchieren. Die Idee klopft schon lange an. Und ich will mich selbst erleben, im Themen recherchieren und unterwegs sein. Ich recherchiere so gerne, ich entdecke und bin neugierig, sammle Stimmungen und Atmosphären, Gefühle und Gedanken. Am Hafen von Seattle, dort wo die Schiffe ablegen, mit Kaffeeduft in der Nase und Kanada um die Ecke. Und letztendlich ist es eine Auszeit, selbst wenn daraus kein Buch wird – ich habe die Erlebnisse gesammelt.





